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Stichwortverzeichnis: |
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3. LungenverletzungenDurch schwere Gewalteinwirkung können Lungenquetschungen (Kontusionen), Zerreissungen (Lazerationen) und auch Bronchuseinrisse oder -abrisse entstehen. Kontusionen führen innerhalb von 24 h zu intraparenchymatösen Blutungen (was später kommt, hat nichts mit der Kontusion zu tun), die im charakteristischen Fall innerhalb von 2-3 Tagen resorbiert werden. Nach 10 Tagen gibt es keine Residuen mehr.
Nach Lazerationen kommt es zu traumatischen Zysten (nicht Pneumatozelen):
Bronchusrisse führen zu Minderbelüftungen (Atelektasen), Mediastinalemphysem oder zu einem Pneumothorax . Ist die Lunge am Hauptbronchus abgerissen, fällt die kollabierte Lunge gemäß der Schwerkraft und hängt nicht mehr am Hilus ("fallen lung"). Die Inhalation von Gasen (siehe dort), die Aspiration von externen Flüssigkeiten oder eigenem Mageninhalt kann zu einem Aspirationsödem (siehe dort) und evtl. nachfolgendem Infiltrat führen. Der Begriff Barotrauma bezeichnet Verletzungen im Thorax, die zu einer pathologischen Luftverteilung führen, z.B.bei künstlicher Beatmung, Überdruckbeatmung oder Verletzung der Luftwege oder -räume. akute Überblähung: gesunde, weite Lufträume der Lunge lassen sich leichter aufweiten als kollabierte (Beispiel: Luftballon!). Dabei kann es bei Überdruckbeatmung zu einer akuten Überblähung kommen. Die Kompression des Kapillarbettes und Reflexspasmen können zu einem erhöhten Gefäßwiderstand und damit zu einer Herzbelastung führen. Parenchymverletzungen werden auf der Thoraxübersichtsaufnahme oft durch hämorrhagische Pleuraergüsse verschleiert, sodaß bei ungeklärter Ateminsuffizienz nach Trauma eine Computertomographie notwendig sein kann.
Differentialdiagnostisch sind die Verdichtungen durch Parenchymverletzungen abzugrenzen von den persistierenden Verdichtungen des - ARDS (Adult Respiratory Distress Syndrome, Schocklunge): Das ARDS ist ein akutes Lungenversagen Es treten sehr plötzlich bilaterale Lungeninfiltrate auf und der Patient wird beatmungspflichtig. Es bestehen Permeabilitätsstörungen der Lungenkapillaren und der Alveolarepithelien mit massiven Einstrom hämorrhagischer Flüssigkeit in die Alveolen und in das Interstitium. Dies wird durch hypovolämischen Schock, sepsisbedingte Endotoxine, O2-Toxizität, vasoaktive Substanzen (Histamin), Surfactant-Defizit, Linksherzdekompensation, lange maschinelle Beatmung und lange Bypass-Zeiten an der Herzlungenmaschine hervorgerufen. Zunächst kommt es zu einem respiratorischen Versagen. Etwa 12 Stunden später treten die ersten Lungenveränderungen im Röntgenbild auf undzeigen im Verlauf typische Formen:
Differentialdiagnostisch muß in den ersten Stadien an eine massive Thrombembolie gedacht werden. Insbesondere posttraumatische Fettembolien können einem ARDS sehr ähneln:
Im II. Stadium deuten Ergüsse auf eine
komplizierende Pneumonie hin. Wenn im III. Stadium noch eine
Überdruckbeatmung nötig ist, kann es zu einem
interstitiellen Emphysem, Mediastinalemphysem und
schließlich zum Pneumothorax kommen. Dies kompliziert
den Krankheitsverlauf, weil sich die inzwischen fibrotisch
versteifte Lunge nur schwer wieder ausdehnt. |
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Das interstitielles Emphysem entsteht bei Asthma, Bronchiolitis, Staphylokokkenpneumonie und Überdruckbeatmung beim ARDS ( Barotrauma) über einen erhöhten alveolären Druck zu bulla-artigen Luftansammlungen (Pneumatozelen) oder zu interstitiellen subpleuralen und paramediastinalen Luftansammlungen, die als interstitielles Emphysem bezeichnet werden. Häufig kommt es durch hilipetale Ausbreitung zu einem Mediastinalemphysem und durch hilifugale Ausbreitung nach subpleural zu einem Pneumothorax. Röntgenzeichen des interstitiellen Emphysems:
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4. MediastinalverletzungenMediastinalverletzungen können iatrogen durch endoskopische Maßnahmen oder Überdruckbeatmung (via interstitielles Emphysem), durch Dezellerationstrauma oder durch penetrierende Verletzungen (perforierende ösophageale Fremdkörper, Stich- und Schußtrauma) erlitten werden. Mögliche Folgen sind Mediastinalhämatom (siehe Aortenruptur), Mediastinalemphysem oder Mediastinitis Röntgenzeichen Mediastinalemphysem:
Röntgenzeichen Pneumoperikard (Perikardemphysem):
Mediastinale Blutung Mediastinale Blutungen können von einem rupturierten Aneurysma oder traumatisch durch Gefäßzerreißung (zB. bei Rippenfrakturen) einer Mammaria interna hervorgerufen werden. Die Aorta reißt meist an der inneren Kurvatur des Aortenbogens ein. Vergesellschaftet sind oft Frakturen der oberen 3 Rippen. Größere Blutmengen breiten sich in die linke Lungenspitze aus. Computertomographisch kann medistinales Blut besser erkannt und auch lokalisiert werden. Röntgenzeichen in der Thoraxübersicht:
AortenrupturTraumatische sogenannte Aortenrupturen entstehen durch Dezellerationskräfte bei Verkehrsunfällen oder durch Sturz aus großer Höhe. Bei einer wirklichen Ruptur tritt der Tod sofort ein durch Verbluten nach innen. Patienten, die das Krankenhaus lebend erreichen, haben lediglich einen Einriß, der in irgendeiner Weise gedeckt ist und einen massiven Blutaustritt verhindert. Am häufigsten ist der Aortenisthmus betroffen, wo die Aorta durch das Lig. arteriosum und die supraaortalen Gefäße fixiert ist. Bei der Verletzung entsteht am Fixationsort ein intimaler Quereinriß, evtl. mit Beteiligung der Media. Dadurch wird eine subadventitiale Blutansammlung ("falsches Aneurysma") begünstigt. Klinisch können folgende Symptome bestehen: - Atemnot Röntgenzeichen im Thoraxübersichtsbild:
Geachtet werden muss auf den Abstand des traumatischen Aneurysmas von der linkenA. subklavia wegen einer evtl. möglichen Stentung. Eine Angiographie ist nicht mehr zwingend notwendig. Sie zeigt nur das durchströmte Lumen, selten das austretende Blut. Auch die Durchgängigkeit der supraaortalen Gefäße kann mit der Spiral-CT gezeigt werden.
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6. FremdkörperMeist ist die Anamnese bekannt. Manchmal ist die
Aspiration dem Patienten jedoch nicht erinnerlich
(Zahnteile, Geflügelknochensplitter).
Röntgenzeichen der Obstruktionspneumonie:
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29.9.08 |